In den letzten Jahren hat die Zahl der Diabeteserkrankungen zugenommen und sich auf jüngere Menschen ausgeweitet. Da Diabetes derzeit nicht heilbar ist, sind Patienten und ihre Familien gezwungen, sich auf eine langfristige Behandlung und engmaschige Überwachung einzustellen. Die damit verbundenen psychischen Belastungen rücken zunehmend in den Fokus von Experten.
Der psychische Zustand wird von zwei Faktoren beeinflusst: internen und externen. Interne Faktoren beziehen sich auf die individuellen psychischen Merkmale des Patienten, während externe Faktoren beispielsweise die Unterstützung durch sein Umfeld und die wirtschaftliche Situation der Familie umfassen. Die Stellungnahme der American Diabetes Association zur psychologischen Betreuung von Patienten mit Diabetes (im Folgenden: die Stellungnahme) unterteilt Patienten grob nach Alter in Jugendliche, Erwachsene und ältere Patienten. Sie schlägt entsprechende psychologische Beurteilungen und Evaluationen vor, die auf den psychischen Merkmalen dieser drei Altersgruppen basieren. Die Stellungnahme enthält außerdem Empfehlungen für die psychologische Beurteilung und Behandlung von Diabetikern mit Diabeteskomplikationen.
jugendliche Patienten
Die Gemeinsamkeit zwischen Kindern und Jugendlichen besteht darin, dass sich ihre Kognition, Emotionen, ihr Wachstum und ihre Entwicklung in einer Phase dynamischer Veränderungen befinden und ihnen möglicherweise das Verständnis für gesundes Verhalten fehlt. Der Unterschied liegt darin, dass Kinder mit Diabetes stark von ihren Eltern abhängig sind und oft deren Wünschen folgen. Sie benötigen die Anleitung ihrer Eltern, um Maßnahmen zur Diabetesbehandlung wie Insulininjektionen, Blutzuckermessungen, Medikamenteneinnahme und die Einhaltung von Ernährungseinschränkungen durchzuführen. Jugendliche hingegen haben ihre eigenen Besonderheiten – die Pubertät. In dieser Zeit können das ausgeprägte Unabhängigkeitsgefühl und die Suche nach einer Identität innerhalb der Gleichaltrigengruppe den Diabetes negativ beeinflussen. Die Behandlung stellt daher größere Herausforderungen dar.
Depression tritt häufiger bei Eltern von Kindern mit Typ-1-Diabetes auf, insbesondere in der Frühphase der Diagnose. Leiden die Eltern unter psychischen Problemen wie Depressionen, kann die Krankheitsbewältigung und das Diabetesmanagement ihrer Kinder, vor allem jüngerer Patienten, beeinträchtigt sein. Daher sollten Ärzte neben der Diabetesaufklärung der Eltern und der Anleitung zur Insulininjektion, Blutzuckermessung und Zusammenstellung geeigneter Mahlzeiten auch auf die psychischen Probleme der Eltern achten.
Die Adoleszenz ist eine Übergangsphase zwischen Kindheit und Erwachsenenalter. Einerseits sind Jugendliche auf die Unterstützung und Betreuung ihrer Eltern und des medizinischen Personals angewiesen, andererseits müssen sie schrittweise lernen, mit ihrer Erkrankung selbstständig umzugehen. Die jugendliche „Rebellion“ äußert sich im Wunsch, selbst Entscheidungen zu treffen und sich Gleichaltrigen zuzuwenden, um Selbstwertgefühl und Selbstbild zu entwickeln. Der Wunsch, dazuzugehören, kann dazu führen, dass Jugendliche die Maßnahmen zur Diabetes-Selbstbehandlung (wie Blutzuckermessung und Insulininjektionen) willkürlich reduzieren oder heimlich durchführen, was sich negativ auf die Krankheitsbewältigung in der Schule auswirkt. Im Verlauf der Erkrankung kann es erforderlich sein, den Behandlungsplan anzupassen (z. B. durch die Verwendung einer Insulinpumpe). Lehnt der Jugendliche die ärztliche Behandlung ab, ist es jedoch unklar, ob der Arzt die Therapie rechtlich und ethisch korrekt abbrechen darf. In dieser Frage vertritt die Stellungnahme die Auffassung, dass Patienten mit Diabetes, die im Allgemeinen älter als 12 oder 13 Jahre sind, das Recht haben, den meisten Behandlungsplänen zuzustimmen oder sie abzulehnen, es sei denn, die Ablehnung des Behandlungsplans hätte erhebliche Auswirkungen auf ihre Gesundheit.
Allerdings lässt sich eine mangelhafte Blutzuckereinstellung nicht allein auf die mangelnde Kooperation und das fehlende Gesundheitsbewusstsein der jugendlichen Patienten zurückführen. Schließlich sind drei Gruppen betroffen: Patienten, Eltern und Ärzte.Eine gute Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen den drei Gruppen kann Jugendlichen mit Diabetes den Übergang zur selbstständigen Blutzuckerkontrolle erleichtern. Daher ist es wichtig, dass Ärzte und Eltern psychische Probleme wie Depressionen, Angstzustände, Essstörungen und Lernschwierigkeiten bei jugendlichen Patienten frühzeitig erkennen. Entspricht die Behandlung nicht den Standards oder muss der Behandlungsplan angepasst werden, sind eine umfassende psychologische Untersuchung des Patienten und eine gründliche Überprüfung des Behandlungsplans erforderlich. Patienten, die Hilfe von medizinischem Fachpersonal, Familie und Freunden ablehnen, benötigen eine detailliertere psychologische Untersuchung.
Wenn jugendliche Diabetespatienten die Blutzuckereinstellung schrittweise erlernen und schließlich vollständig beherrschen möchten, ist die Kommunikation mit dem medizinischen Fachpersonal unerlässlich. Es wird empfohlen, dass Patienten ab einem Alter von 12 Jahren die Möglichkeit haben sollten, sich individuell mit dem medizinischen Personal auszutauschen. Dabei müssen die Gedanken und die Privatsphäre der Jugendlichen respektiert und sie nicht wie Kinder behandelt werden. Neben dem persönlichen Gespräch können Jugendliche mit Diabetes auch Smartphones nutzen, um ihre Blutzuckerwerte an die Ärzte zu übermitteln, sodass diese den Blutzuckerstatus des Patienten leichter beurteilen können.
Erwachsene
Erwachsene bilden das Rückgrat einer Familie. Sie treten ins Berufsleben ein, heiraten, bekommen Kinder und übernehmen die wichtige Verantwortung der Elternschaft – all dies findet in dieser Lebensphase statt. Menschen mit Diabetes stehen jedoch unter Druck, sei es bei der Jobsuche, der Heirat oder der Schwangerschaft und der Familiengründung. Einerseits kann psychischer Druck von Arbeitgebern und dem Umfeld ausgehen. Andererseits birgt Diabetes auch körperliche Risiken. Beispielsweise ist eine Schwangerschaft für Frauen mit Diabetes im gebärfähigen Alter eine große Herausforderung.
Für Erwachsene mit Diabetes kann die Unterstützung durch den Partner die Diabetesbehandlung und deren Ergebnisse verbessern und somit die Lebensqualität steigern. Studien zeigen, dass 50 % der Männer mit Typ-1-Diabetes an Erektionsstörungen leiden. Wenn bei einem Diabetespatienten Komplikationen auftreten, die die Sexualfunktion beeinträchtigen, kann dies Auswirkungen auf seine Rolle in der Familie haben. Daher wird empfohlen, dass Ärzte regelmäßig den sozialen Unterstützungsstatus ihrer Patienten (einschließlich Familienmitglieder, Kollegen, medizinisches Personal usw.) überprüfen. Bei Problemen wie Schwangerschaft und Sexualfunktion sollten Patienten und medizinisches Personal miteinander kommunizieren und gemeinsam Lösungen erarbeiten.
ältere
Ältere Diabetespatienten können eine Verschlimmerung der Grunderkrankung, kognitive Beeinträchtigungen, Begleiterkrankungen, Funktionseinschränkungen, Schwierigkeiten in der zwischenmenschlichen Kommunikation, finanzielle Probleme und Depressionen erleiden. Sie haben ein höheres Risiko, eine leichte kognitive Beeinträchtigung zu entwickeln als ältere Erwachsene ohne Diabetes. Die Leitlinien empfehlen daher, dass sich Patienten über 65 Jahren jährlich einem Screening unterziehen, um eine leichte kognitive Beeinträchtigung oder Demenz frühzeitig zu erkennen.
Zu den Zielen psychologischer Interventionen gehören die Unterstützung des Selbstmanagements, die Selbstfürsorge, die finanzielle und emotionale Unterstützung sowie die Förderung der psychischen und physischen Gesundheit. Kinder und Betreuungspersonen älterer Menschen sollten diese psychosozial unterstützen und gemeinsam mit ihnen Diabetes-Managementpläne besprechen und festlegen.