Menschen mit Diabetes unterhalten sich oft so: „Mein Nüchternblutzucker ist hoch und mein Blutzucker nach dem Essen ist hoch.“ Was bedeuten ein hoher Nüchternblutzucker und ein hoher Blutzucker nach dem Essen?
Was bedeutet ein hoher Nüchternblutzuckerwert?
Der Nüchternblutzuckerwert stellt den basalen Blutzuckerspiegel des Körpers dar und spiegelt den Grundzustand des Blutzuckers wider, der durch den Glykogenabbau nach einer Nacht ohne Nahrungsaufnahme aufrechterhalten wird. Daher ist der Hauptfaktor, der den Nüchternblutzucker beeinflusst, der Glykogenabbau und nicht die Sekretionsfunktion der Langerhans-Inseln, geschweige denn deren Reservefunktion.
Wenn das Ergebnis des Nüchternblutzuckertests eine Hyperglykämie ergibt, also höher als 6,1 mmol/L ist, bedeutet dies, dass der Basalblutzucker des Patienten tatsächlich hoch ist, was beweist, dass die Funktion der Langerhans-Inseln der Bauchspeicheldrüse in gewissem Maße beeinträchtigt ist und nicht durch die Nahrungsaufnahme verursacht wird.
Was bedeutet ein hoher Blutzuckerspiegel nach einer Mahlzeit?
Nach dem Essen passiert die Nahrung den Darm und regt die Insulinausschüttung an. Die aufgenommene Nahrungsmenge wird als „Zuckerbelastung“ bezeichnet. Bei gesunden Menschen mit intakter Funktion der Langerhans-Inseln steigt der Blutzucker nach dem Essen zwar an, sinkt aber aufgrund der schnellen, durch die Nahrung ausgelösten Insulinausschüttung rasch wieder in den Normalbereich. Bei Diabetikern ist die Nahrungsaufnahme zwar ähnlich wie bei Gesunden, jedoch reicht die durch die Nahrung ausgelöste Insulinausschüttung aufgrund der eingeschränkten Funktion der Langerhans-Inseln nicht aus, um den Blutzucker wieder in den Normalbereich zu senken. Es kommt zu einer postprandialen Hyperglykämie.
Wenn Ihr Wert 2 Stunden nach einer Mahlzeit über 7,8 mmol/L liegt, bedeutet dies, dass die Funktion Ihrer Langerhans-Inseln erheblich beeinträchtigt ist.
Um ein anschauliches Beispiel zu nennen: Vergleichen Sie den Fastenzustand mit dem Gehen auf ebener Strecke und den Zustand nach dem Essen mit dem Treppensteigen. Die Langerhans-Inseln eines gesunden Menschen gleichen denen eines jungen Mannes, die eines Diabetikers hingegen denen einer alten Frau.
Auf ebener Strecke können sowohl der junge Mann als auch die alte Frau problemlos gehen; beim Treppensteigen hingegen gelingt es dem jungen Mann mühelos, während die alte Frau außer Atem gerät und kaum noch weiterkommt. Dies ist der Unterschied zwischen Nüchternblutzucker und Blutzucker nach dem Essen.
Bei der Messung des Blutzuckerspiegels nach dem Essen muss die Zeit streng kontrolliert werden, d. h. die Zeitmessung muss mit dem Zeitpunkt des ersten Bissen Essen im Mund beginnen und die Messung muss nach 2 Stunden durchgeführt werden.
Der Verlauf von Nüchternhyperglykämie und postprandialer Hyperglykämie
Die Funktion der Langerhans-Inseln in der Bauchspeicheldrüse, den Blutzuckerspiegel zu regulieren, nimmt nach den Mahlzeiten bis zum Fasten allmählich ab. Zu Beginn dieser Abnahme kann der Nüchternblutzuckerwert noch normal sein, während der Blutzuckerwert nach dem Essen ansteigt.
Vergleicht man die Funktion der Langerhans-Inseln der Bauchspeicheldrüse anschaulich mit der Konstitution eines Menschen, so entspricht der Nüchternblutzucker einem Ruhezustand und der Blutzucker nach dem Essen einer körperlichen Betätigung wie Treppensteigen.
Wenn sich unser körperlicher Zustand zu verschlechtern beginnt, merken wir das im Ruhezustand kaum, aber Treppensteigen führt zu starker Erschöpfung. Verschlechtert sich unser Zustand weiter, fühlen wir uns selbst in Ruhe ohne körperliche Anstrengung sehr müde. Ähnliches gilt für Diabetes. Mit fortschreitender Funktionsstörung der Langerhans-Inseln der Bauchspeicheldrüse werden allmählich Abweichungen im Nüchternblutzucker sichtbar.
Bei Diabetikern ist die Funktion der Langerhans-Inseln stark beeinträchtigt. Sowohl der Nüchternblutzucker als auch der Blutzucker nach dem Essen müssen im Normbereich liegen. Zupacken mit beiden Händen, und zwar fest!