Laut Umfragen erhalten 70 % der Diabetespatienten nicht die von ihren Ärzten verordnete Langzeit- und Standardtherapie. Die folgenden Missverständnisse sind relativ häufig und sehr schädlich; Diabetiker sollten sie unbedingt vermeiden.
Missverständnis 1: Fokus auf den Nüchternblutzucker und Vernachlässigung des postprandialen Blutzuckers
Der Nüchternblutzuckerwert gibt lediglich Aufschluss über die Blutzuckerkontrolle während der Nacht bis zum Frühstück am Folgetag. Zunehmende Evidenz deutet darauf hin, dass die postprandiale Hyperglykämie einen wesentlichen Einfluss auf Diabetes und seine mikro- und makrovaskulären Komplikationen hat. Studien haben gezeigt, dass bei Diabetikern, die zwar ihren Nüchternblutzuckerwert kontrollieren, die postprandiale Hyperglykämie jedoch unzureichend, das Risiko für Herzinfarkt und die Sterblichkeit steigt.
Nach der Diagnose Typ-2-Diabetes ist es daher wichtig, nicht nur regelmäßig den Nüchternblutzucker zu messen, sondern auch den Blutzucker nach den Mahlzeiten zu überwachen. Man sollte sich nicht einseitig auf den Nüchternblutzucker konzentrieren und auch nicht vorschnell annehmen, dass dieser unter Kontrolle ist.
Missverständnis 2: Fokus auf Blutzucker und glykiertes Hämoglobin
Blutzuckertests geben den aktuellen Blutzuckerspiegel wieder und stellen somit eine Momentaufnahme dar. Der HbA1c-Wert hingegen spiegelt in der Regel die Blutzuckereinstellung der letzten zwei bis drei Monate wider und dient als Indikator für die Langzeitbeurteilung des Blutzuckerspiegels. Je näher der HbA1c-Wert am Normbereich liegt, desto geringer ist das Risiko für Diabeteskomplikationen.
Daher muss der Blutzuckerwert in Echtzeit gemessen werden, abhängig von Ihrer aktuellen Blutzuckersituation. Außerdem sollte das glykosylierte Hämoglobin gemessen werden, da der Blutzuckerwert in Echtzeit keine langfristigen Blutzuckerwerte widerspiegelt. Daher müssen beide Werte kombiniert und gemessen werden.
Missverständnis 3: Ignorieren anderer notwendiger Inspektionen
Die langfristige Entwicklung eines Diabetes kann schwere makro- und mikrovaskuläre Komplikationen hervorrufen, die zu Funktionsstörungen oder sogar zum Versagen verschiedener Organe führen können, insbesondere der Augen, Nieren, Nerven, des Herzens und der Blutgefäße. Daher sollten Menschen mit Diabetes neben der Blutzuckerkontrolle auch auf andere Untersuchungen achten. Beispielsweise sollte alle drei Monate das Mikroalbumin im Urin, alle sechs Monate der Augenhintergrund und die Blutfettwerte kontrolliert werden. Blutdruck und EKG sollten regelmäßig gemessen werden.
Missverständnis 4: Fehlendes Ernährungswissen
Die Ernährungstherapie spielt eine entscheidende Rolle bei der Behandlung von Diabetes. Viele Diabetiker trauen sich jedoch nicht, etwas anderes als Grundnahrungsmittel, Gemüse und Sojaprodukte zu essen. Die so gewonnene Energie reicht nicht aus, um den Grundumsatz und den Energiebedarf des Körpers zu decken, was zu Mangelernährung und schwerwiegenden Folgen führt. Daher sollten Diabetiker auf eine ausgewogene Ernährung achten und nicht zu einseitig essen.
Missverständnis 5: Vernachlässigung der Bewegungstherapie
Viele Patienten nehmen Bewegungstherapie nicht ernst. Bekanntermaßen kann angemessene Bewegung die Insulinsensitivität des Körpergewebes erhöhen und dadurch den Blutzucker senken; Bewegung kann außerdem die Muskelkraft steigern, die Durchblutung fördern und das Auftreten von Erkrankungen der kleinen Blutgefäße verzögern.
Daher sollten Menschen mit Diabetes regelmäßig Sport treiben, es sei denn, sie leiden an aktiver Lungentuberkulose, schweren Herz- oder Nierenkomplikationen oder Ketoazidose. Die Trainingsprogramme sollten dem individuellen Leistungsvermögen angepasst und regelmäßig durchgeführt werden.
Missverständnis 6: Medikamenteneinnahmezeitpunkt und -methode sind falsch
Orale Antidiabetika sollten in Verbindung mit Mahlzeiten eingenommen werden, also vor, während und nach den Mahlzeiten.Bei der Insulinverabreichung ist auf die Injektionsstelle, die Injektionsmethode und den Zeitpunkt zu achten.
1. Alle Sulfonylharnstoffe können eine Hypoglykämie verursachen und sollten etwa 30 Minuten vor den Mahlzeiten eingenommen werden.
2. Biguanide sollten zu oder nach den Mahlzeiten eingenommen werden.
3. α-Glycosidase-Hemmer senken hauptsächlich den Blutzuckerspiegel nach dem Essen. Sie können mit oder ohne Nahrung eingenommen werden. Die Einnahme sollte oral unmittelbar vor einer Mahlzeit oder mit dem ersten Bissen erfolgen.
4. Insulinsensitizer müssen morgens auf nüchternen Magen eingenommen werden.
5. Insulinsekretagoga sollten 5 bis 20 Minuten vor den Mahlzeiten oral eingenommen werden und sollten nicht ohne Mahlzeiten eingenommen werden.
Missverständnis 7: Der Wunsch, den Blutzucker zu senken und viele Medikamente einzunehmen
Viele Patienten, bei denen Diabetes diagnostiziert wird, wünschen sich, ihren Blutzucker innerhalb von ein oder zwei Tagen senken zu können. Um dies möglichst schnell zu erreichen, nehmen viele Patienten häufig mehrere Medikamente ohne ärztliche Verordnung in überhöhten Dosen ein.
Der unangemessene Gebrauch großer Medikamentenmengen führt nicht nur dazu, dass die gewünschte therapeutische Wirkung ausbleibt, sondern verschlimmert auch die Nebenwirkungen. Ein zu schneller Blutzuckerabfall ist ebenfalls sehr schädlich für Diabetiker. Menschen mit Diabetes sollten unter Anleitung eines Diabetologen einen geeigneten Behandlungsplan entwickeln, der den Blutzucker nicht nur langfristig im Normbereich hält, sondern auch Unterzuckerungen oder andere schwerwiegende Ereignisse durch einen zu schnellen oder zu starken Blutzuckerabfall vermeidet.
Mythos 8: Angst vor der Insulintherapie
Viele Diabetiker haben derzeit Missverständnisse bezüglich der Insulintherapie und haben sogar Angst davor. Manche empfinden die Injektionen als schmerzhaft und umständlich. Viele glauben, die Insulintherapie bedeute einen ernsten Krankheitsverlauf, und manche befürchten, dass sie abhängig werden könnte.
Tatsächlich überwiegen die Vorteile einer Insulintherapie für Diabetiker die Risiken. Die Insulintherapie kann den Nüchtern- und postprandialen Blutzuckerspiegel senken, die Insulinsensitivität des peripheren Gewebes verbessern und Fettstoffwechselstörungen korrigieren.
Nach einer Insulintherapie bei Typ-2-Diabetes kann die Insulingabe wieder eingestellt werden. Menschliche Pankreasinseln, die über einen längeren Zeitraum durch orale Medikamente stimuliert wurden, können sich nach der Gabe von externem Insulin erholen. Nachdem sich die Inselzellfunktion für eine gewisse Zeit wiederhergestellt hat, kann bei einigen Patienten die medikamentöse Stimulation fortgesetzt werden, um die Insulinproduktion anzuregen.
Es wird empfohlen, sich umfassend über Diabetes zu informieren, um Missverständnisse zu vermeiden und den Rat des Arztes zu befolgen. Wenn Medikamente eingenommen werden müssen, sollten diese entschlossen und konsequent angewendet werden.